125 Jahre Marsch "Die Bosniaken kommen"

Eduard Wagnes kam am 18. März 1863 als Sohn eines Grazer Theatermusikers in Weiz in der Steiermark auf die Welt und erhielt von seinem Vater auch den ersten Musikunterricht.  Bereits im Alter von sieben Jahren wurde er in die Musikschule des Steiermärkischen Musikvereines aufgenommen, wo er vom angesehenen Hornlehrer Florian Schantl ausgebildet wurde. 

 

Mit dreizehn spielte Eduard Wagnes schon im Kurorchester von Radegund bei Graz, zwei Jahre später war er 1. Hornist im Orchester des Grazer Stadttheaters. 1882 wurde Wagnes sogar Solohornist im berühmten Orchester des Wiener Tanzkapellmeisters Eduard Strauß, mit dem er auf Konzertreisen in Deutschland, Holland und England war. 

 

1885 erhielt Eduard Wagnes seine Einberufung zum Militär; er diente als Musiker im Grazer Hausregiment der „27er“. Ein Angebot von Gustav Mahler, der ihn 1889 an das Opernhaus nach Budapest als Hornist holen wollte, lehnte er ab. 1890 übernahm Wagnes die Leitung des uniformierten Bürgerkorps in Graz.

 

In den 1880er Jahren begann man, in Bosnien und in der Herzegowina, in den nach dem russisch-türkischen Krieg okkupierten Gebieten, Truppen aufzustellen. Seit 1895 gab es bei den vier bosnisch-herzegowinischen Regimentern Musikkapellen in der gleichen Organisation und Stärke (43 Mann) wie bei den Infanterie-Regimentern. 

 

Eduard Wagnes wurde am 1. April 1895 der erste und einzige Militärkapellmeister der Musik des 2. bosnisch-herzegowinischen Regiments in Banja Luka und hatte praktisch aus dem Nichts eine Kapelle aufzubauen. 

 

Schon nach wenigen Wochen wurde der Stab (und somit auch die Militärmusik) sowie das erste und das zweite Bataillon des Regiments in die steirische Heimat des Kapellmeisters versetzt.

 

Vor 125 Jahren, am 28. April 1895, marschierte das Regiment in Graz mit einem neuen Marsch von Eduard Wagnes ein, den er eigens für diesen Anlass komponiert hatte: Die Bosniaken kommen!

 

Dieser heute noch beim Musikverlag Kliment in Wien erhältliche Marsch wurde einer der erfolgreichsten aus der K. u. K. Zeit. Wagnes hatte insgesamt mehr als 300 Werke geschrieben, darunter auch drei Operetten und ein Singspiel.

 

Mehrere seiner Märsche sind heute noch in zeitgenössischen Ausgaben erhältlich, darunter auch Felsenfest fürs Vaterland, mit dem Wagnes 1898 den 5. Preis bei der Marschkonkurrenz zum 50-Jahr-Jubiläum der Regierungstätigkeit von Kaiser Franz Joseph erhalten hatte.

 

Eduard Wagnes blieb bis zum Ende der Monarchie bei seinem Regiment. 1910 konzertierte er zehn Tage lang in der "Orientalischen Ausstellung" in München; Prinz Ludwig, der spätere König Ludwig III., sprach ihm höchste Anerkennung aus. Für seine Verdienste erhielt er auch das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone. Wagnes war auch Ehrenbürger der Stadt Graz, die sogar eine Straße nach ihm benannt hat.

 

In der Ersten Republik leitete er die Musik des 9. Alpenjäger-Bataillons in der Garnison Graz bis zu seiner Pensionierung 1924 und lebte dann in seinem Landhaus in Gams ob Frauenthal (heute Bad Gams). Wagnes starb am 27. März 1936 im Spital der Barmherzigen Brüder in Graz.

 

Literatur:  Friedrich Anzenberger, "Militärkapellmeister Eduard Wagnes - zum 150. Geburtstag"Österreichische Blasmusik, Jg. 61, März 2013, S. 23; Friedrich Anzenberger, "Zum 75. Todestag von Eduard Wagnes"Österreichische Blasmusik, Jg. 59, April 2011 2011, S. 20.