Wilhelm August Jurek, geboren am 29. April 1870 in Wien, gestorben am 9. April 1934 in Wien, leistete ab 1. Oktober 1891 seine dreijährige Militärdienstzeit bei den Deutschmeistern ab, danach war er Beamter in der Staatsdruckerei. Er komponierte auch Lieder (Geh mach dei Fensterl auf). Jurek ist am Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab bestattet; die Grabstelle existiert heute noch. Nach ihm ist auch die Jurekgasse im 15. Wiener Gemeindebezirk benannt.
Wilhelm August Jurek hat seine erfolgreichste Komposition für die Halbzeitfeier der damals dreijährigen Militärdienstzeit geschrieben und später die Geschichte seines Deutschmeister-Regimentsmarsches in der ersten Ausgabe der Deutschmeister-Zeitung erzählt:
"Aus diesem Anlasse marschierten am 19. März 1893 zirka 20 Unteroffiziere ins Ober-St.-Veiter Kasino. Den Höhepunkt des Programms bildete selbstverständlich die Erstaufführung meiner neuen Komposition. Mein Freund Wilhelm Auerböck sang, ich begleitete am Flügel und zum Schlusse - brüllte jung und alt, klein und groß, Militär und Zivil: 'Wir san vom ka und ka!' Auf stürmisches Verlangen mußte der Marsch immer wieder alle Viertelstunden ins Programm eingeschoben werden. Um 12 Uhr nachts traten zwanzig singende Edelknaben den ungefähr zehn Kilometer langen Heimmarsch von Ober-St.-Veit bis zur St.-Marxer-Linie an. Das war der erste Siegeszug durch Groß-Wien, der um 2 Uhr nachts beim Gittertor der Rennweger Kaserne gleich mit der 1000. Aufführung am ersten Tage (Nacht) geendet hatte."
Der Refrain ist dem Komponisten, der Korporal und Kompagniekanzlei-Hilfskraft war, beim Abstempeln der "Überzeit-Erlaubnisscheine" eingefallen. Der Refrain "Wir san vom K. und K. Infanterie-Regiment Numero 4" entspricht dem Text der Stampiglie (Abbildung unten). Die erste Strophe lautet:
"Mir san vom vierten Regiment,
Gebor’n san mir in Wean!
Wir hab’n unser Vaterland
Und unser’n Kaiser gern!
Und fangen’s wo mit Österreich
Zum Kriegführ´n einmal an,
So hat a jeder von uns d’rein
So viel er d´reinhaun kann.
Die Schlacht, zum Beispiel bei Kolin,
Wie`s jeder wissen tuat,
Beweist doch gleich, was all`s im Stand
Is ´s echte Weana Bluat;
Und so wie ´s die vor uns hab´n g´macht,
So kämpfen wir auch heut´
Und geb´n n´ letzten Tropfen Bluat
Für´s Vaterland voll Freud´!
Mir san von ka und ka Infanterie-Regiment
Hoch- und Deutschmeister, Numm´ro vier!"
Jurek war damals noch kein bekannter Komponist, so musste er auch die Druckkosten für die erste am 28. Mai 1893 erschienene Auflage (Titelblatt siehe Abbildung oben) in der Höhe von 30 Gulden aus eigener Tasche bezahlen. Eine Aufführung dieses Marsches durch Carl Michael Ziehrer - wie oft behauptet worden ist - ist nicht nachweisbar. Jurek war auch niemals Regimentstambour oder Kapellmeister bei den Deutschmeistern. Der Deutschmeister-Regimentsmarsch war nie der "offizielle" Regimentsmarsch der Deutschmeister. Das war der Pfalz-Neuburg-Teutschmeister-Marsch von Johann Nepomuk Fuchs.
Uraufgeführt wurde der Deutschmeister-Regimentsmarsch im heute nicht mehr bestehenden Ober-St. Veiter Casino. Am Nachfolgebau in der Hietzinger Hauptstraße 141 wurde 1953 zum 60-Jahr-Jubiläum eine Gedenktafel angebracht (siehe Abbildung).
Gewidmet ist der Marsch dem Regimentskommandanten Oberst Johann Werner. Jurek hat sich mit seinem Anliegen an den Kompagniekommandanten Hauptmann Karl von Stein gewendet. Er ließ sich jedoch zunächst den Deutschmeister-Regimentsmarsch auf dem Klavier vorspielen, bevor er Jurek dem Regimentskommandanten vorstellte, der dann seine Widmung auch annahm.
Der Deutschmeister-Regimentsmarsch war aber auch Gegenstand von Operetten und Filmen. Am 20. September 1934 wurde die Filmoperette Frühjahrsparade unter der Regie von Géza von Bolváry nach dem Drehbuch von Ernst Marischka mit der Musik von Robert Stolz uraufgeführt. Ebenfalls wurde der unter der Regie von Ernst Marischka entstandene Film Die Deutschmeister am 8. November 1955 erstmals gespielt; die Hauptrolle der Stanzi Hübner verkörperte Romy Schneider. Der Inhalt der Filme hat jedoch kaum etwas mit der tatsächlichen Entstehungsgeschichte des Marsches zu tun.
Literatur: Friedrich Anzenberger, Die Musik der 'Hoch- und Deutschmeister" in der Donaumonarchie, Symposiumsbericht - Symposium zur Musik der "Hoch- und Deutschmeister" in der Donaumonarchie", hrsg. von Friedrich Anzenberger, Spittal an der Drau, 2016.