Dominik Ertl kam am 12. April 1857 in Wien als Sohn eines Gemischtwarenhändlers zur Welt. Bereits in jungen Jahren erhielt er Violinunterricht, er studierte später am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
Sein erstes Engagement erhielt er um 1875 in Danzers Orpheum in Wien; die Fassade des Gebäudes in der Wasastraße 33 in Wien ist heute noch erhalten. Hier war er nicht nur Kapellmeister, es entstanden auch zahlreiche Kompositionen.
1877 wurde Dominik Ertl zum Militär assistiert. Den damaligen dreijährigen Militärdienst leistete er beim Infanterie-Regiment Nr. 4 „Hoch- und Deutschmeister“ ab. Er diente als Sologeiger unter Kapellmeister Josef Dubetz.
Mit 6. Oktober 1880 ist der Klavierentwurf seines Hoch- und Deutschmeister-Marsches datiert (siehe oben), der seine erfolgreichste Komposition werden sollte. Die Partitur für Streichorchester trägt das Datum 8. Juli 1885. Beides befindet sich in seinem Nachlass in der Wienbibliothek. Die Druckausgaben des Marsches wurden im September 1885 beim Verlag Gustav Levy in Wien angekündigt.
Später gründete Dominik Ertl eine eigene Kapelle und unternahm damit Konzertreisen nach Russland, Holland und Dänemark.
1895 war er für kurze Zeit Chormeister des Rossauer Männergesang-Vereines. 1898 diente er als Kapellmeister am Zentraltheater in Dresden. Danach finden sich keine Hinweise mehr auf eine längere Verpflichtung an einem Ort.
Aktiv war Dominik Ertl auch im Nordseebad Scheveningen, ursprünglich ein kleines Fischerdorf und heute das größte Seebad der Niederlande und ein Ortsteil von Den Haag. Nachweisbar ist Ertl ebenso beim Zirkus Albert Schumann in Wien in den Jahren 1904/1905.
Dominik Ertl starb von 110 Jahren, am 4. Februar 1911 in Wien. Das Begräbnis am 6. Februar 1911 fand "unter großer Beteiligung des musikalischen Wiens" statt. Unter den Trauergästen war auch Hofballmusikdirektor Carl Michael Ziehrer. Ertl erhielt ein Ehrengrab der Stadt Wien am Hernalser Friedhof, Gruppe XXIV, Grab 112.
Der Nachlass von Dominik Ertl liegt heute in der Musiksammlung der Wienbibliothek und umfasst rund 370 Werke, hauptsächlich Lieder und Couplets, aber auch Märsche, Walzer, Polkas und Potpourris. Eduard Kremser nannte ihn einen der wichtigsten Komponisten der letzten Dezennien des 19. Jahrhunderts.
Neben seinem erfolgreichsten Werk, dem Hoch- und Deutschmeister-Marsch ist auch sein "Großes humoristisches Tongemälde" Ein Abend bei den Deutschmeistern erwähnenswert, das Carl Michael Ziehrer gewidmet ist und von ihm auch häufig in den Konzerten gespielt worden ist. Ebenfalls von Ziehrer aufgeführt wurden Ertls Wien-Paris Marsch und sein Potpourri Was der Girardi singt.
Dominik Ertls Hoch- und Deutschmeister-Marsch scheint hingegen in den Programmen der Deutschmeister unter Ziehrer kein einziges Mal auf und teilt dieses "Schicksal" auch mit dem heute sehr häufig gespielten Deutschmeister-Regimentsmarsch von Wilhelm August Jurek.
Im Verlag Weinberger erschien auch ein eigenes Ertl-Album mit dem Bild des Komponisten auf dem Titelblatt - ein sicheres Zeichen für seine Popularität unter den Zeitgenossen.
Für weitere Infos sei auf die einzige umfassende Darstellung von Dominik Ertl (inklusive Werkverzeichnis) verwiesen: Elisabeth Anzenberger-Ramminger, "Dominik Ertl, Komponist des Hoch- und Deutschmeistermarsches", Alta Musica Band 28 (Tutzing, Hans Schneider, 2010), S. 21-57. Auch in der Fachzeitschrift Österreichische Blasmusik ist ein kurzer Beitrag über Ertl erschienen: Elisabeth Anzenberger-Ramminger, "Zum 150. Geburtstag von Dominik Ertl, dem Komponisten des Marsches 'Hoch- und Deutschmeister', Jg. 55, Heft 6 (Juni 2007), S. 8f.
Ein herzliches Dankeschön gilt auch dem Musikforscher, Schellack- und Notensammler Walter Schwanzer, der auch zu diesem Artikel wieder schöne Abbildungen beigesteuert hat.