Gustav Mahr kam am 23. November 1858 in Brandeis an der Elbe in Böhmen (heute Brandýs nad Labem in der Tschechischen Republik) zur Welt. Er war der Sohn des Militärkapellmeisters Anton Mahr (1830-1891) und erhielt bereits in seinem Elternhaus eine solide musikalische Ausbildung. Wie sein Vater absolvierte er das Konservatorium in Prag und studierte von 1870 bis 1876 Musiktheorie, Komposition und Violine.
Seine erste Anstellung fand er 1875 als Prim- und Sologeiger in der Kapelle seines Vaters im K.u.K. Infanterie-Regiment Nr. 75. Am 1. Dezember 1878 wurde er Militärkapellmeister bei den "60ern", am 1. April 1884 trat er zum Infanterie-Regiment Nr. 59 über. 1895 finden wir ihn beim neuaufgestellten 2. Tiroler Kaiserjäger-Regiment, 1899 schließlich bei den "43ern" und ab 1. Mai 1903 beim 4. Tiroler Kaiserjäger-Regiment. Dann war Gustav Mahr noch Militärkapellmeister bei den "73ern" ab 1. Jänner 1910 und beim Infanterie-Regiment Nr. 14 ab 1. April 1911, wo er bis zum Ende der Donaumonarchie diente. 1918 soll Gustav Mahr mit 40 Dienstjahren der Dienstälteste unter den Militärkapellmeistern des alten Österreich gewesen sein.
Nach dem Ende des Habsburgerreiches leitete Gustav Mahr das Orchester des Linzer Kolosseum-Varietés und die Eisenbahnerkapelle in Linz, der viele ehemalige Militärmusiker angehörten.
Er war mit Antonia Schroll, der Tochter des Militärkapellmeisters Ferdinand Schroll, verheiratet. Der Archäologe Adolf Mahr, der Direktor des Irischen Nationalmuseums wurde, war sein Sohn.
Gustav Mahr starb am 1. September 1930 in Hargelsberg bei St. Florian in Oberösterreich. Der Hinweis in seinem Wikipedia-Artikel, dass die Grabstelle am Friedhof in Linz-Urfahr nicht mehr existiert, ist falsch, denn Gustav Mahr wurde in Obertraun begraben; das Grab gibt es heute noch. Seine Urenkel leben heute in Berlin und München.
Mahr hat mehr als 80 Werke aller Gattungen der weltlichen Musik komponiert (teilweise unter dem Pseudonym "Rham G."), darunter auch die Oper Die Königin von Haiti, das Melodram Gott und die Bajadere nach einem Text von Johann Wolfgang von Goethe und das Singspiel Des Sängers Fluch.
Gustav Mahr hat auch zahlreiche Märsche geschrieben. 1917 gewann er den ersten Preis bei einem vom Kriegministerium ausgeschriebenen Kompositionswettbewerb für einen Österreichischen Generalmarsch, der für das Zusammenspiel von Signalhornisten und Tamboure mit der Regimentsmusik gedacht war.
Der Fenner-Jäger-Marsch (siehe Abbildung oben) von Mahr erinnert an das von Feldmarschallleutnant Franz Philipp Freiherr von Fennenberg (1759-1824) 1813 gegründete Fenner-Jäger-Corps. Er dürfte gegen Ende der 1890er Jahre entstanden sein, war Vorarlberger Traditionsmarsch und scheint ab Mai 1900 wiederholt in den noch nachweisbaren Platzkonzert-Programmen der Militärkapellen auf.
Sein populärstes Werk ist eindeutig der Marsch Hoch Tirol, der dem Offiziers-Korps des 2. Tiroler Kaiserjäger-Regiments gewidmet ist; die Abbildung oben zeigt eine spätere Abschrift (Stimme des 1. Flügelhorns) aus den 1950er Jahren. Er soll 1895 komponiert worden sein. 1896 kündigte der Wiener Musikverlag von Julius Chmel eine Blasmusik-Ausgabe an und empfahl das Werk am 19. Juli 1896 in einer Anzeige im Neuigkeits-Weltblatt besonders für die bevorstehenden Kaiserfeste (Geburtstag Kaiser Franz Josephs am 18. August). Moderne Ausgaben gibt es u. a. im TSS-Musikverlag; zu hören ist der Marsch (u. a.) auf YouTube und Spotify.
Literatur: Elisabeth Anzenberger-Ramminger, "Die Kapellmeister der Tiroler Kaiserjäger", Alta Musica 24 (2003), S. 163-192. Herzlicher Dank gilt Herrn Prof. Walter Schwanzer für die beiden Noten-Abbildungen.