
Der Militärkapellmeister Gabriel Šebek (Schebek) wurde in diesem Blog schon einmal anlässlich seines 100. Geburtstages im Jahr 2021 vorgestellt (Link). Šebek, der laut dem Militärkapellmeister-Lexikon von Josef Damanski als Dirigent und Instrumentalist „zu den hervorragendsten Kapellmeistern der österreichischen Armee“ gehörte, soll hier mit einem weiteren Werk präsentiert werden.
Gabriel Šebek war einer der wenigen Militärkapellmeister, der mit einem Werk Aufnahme in die 1895 in Wien erschienenen Historischen Märsche und sonstige Compositionen für das kaiserliche und königliche Heer gefunden hat. Ziel dieser Sammlung war es, historische Märsche, die an „glorreiche Regenten, berühmte Heerführer oder Regiments-Inhaber“ erinnern - so der Erlass des Kriegsministeriums vom 21. März 1894 - in einheitlich instrumentierten Militärmusik-Partituren zu veröffentlichen. Jeder Truppenkörper erhielt ein Exemplar der Sammlung, die Fidei-Kommis-Bibliothek, die Privatsammlung des Kaisers, bekam ein aufwendig gestaltetes Prachtexemplar, das sich nun in der Österreichischen Nationalbibliothek befindet.
Militärkapellmeister Šebek ist in diesen Historischen Märschen mit dem Lacy-Marsch vertreten, der dem K.u.K. Infanterie-Regiment Nr. 22 zugeordnet wurde. Gabriel Šebek war hier Kapellmeister von 1887 bis 1894 und in Cattaro (heute Kotor in Montenegro), Castelnuovo (Herceg Novi, Montenegro) und Zara (Zadar, Kroatien) stationiert.

Benannt ist der Marsch nach Feldmarschall Franz Moritz Graf von Lacy (Bild), geboren am 21. Oktober 1725 in Sankt Petersburg, gestorben am 24. November 1801 in Wien, der sich als „Reorganisator“ der österreichischen Armee und als erfolgreicher Heerführer große Verdienste erworben hat. Ab 1888 erhielt das Infanterie-Regiment Nr. 22 den Titel „Dalmatinisches Infanterie-Regiment Graf von Lacy Nr. 22“ mit dem Zusatz, dass das Regiment den Namen auf „immerwährende Zeiten“ zu führen hat.
Im Musikalisch-literarischen Monatsbericht für neue Musikalien, musikalischen Schriften und Abbildungen ist im Juli 1889 erstmals eine Ausgabe für Militärmusik im Prager Verlag „Hoffmann‘s Witwe“ nachweisbar. Anton Othmar Sollfelner hat den Marsch für modernes Blasorchester bearbeitet. Eine Aufnahme gibt es von der Militärmusik Salzburg unter Josef Spirk u. a. in Spotify und YouTube.
Literatur: Historischen Märsche und sonstige Compositionen für das kaiserliche und königliche Heer, Wien 1895, Faksimile-Neudruck hrsg. von Friedrich Anzenberger, Wien: Hans Kliment, 2002, S. XI und S. 98-105.