Marginalien zum 150. Geburtstag von Franz Lehár jun.

Vor wenigen Wochen jährte sich der Geburtstag von Militärkapellmeister Franz Lehár jun. zum 150. Mal.

 

Dieser kurze Beitrag kann natürlich die enorme Bedeutung Lehárs für die Musikgeschichte, insbesondere für die Operette, nicht einmal ansatzweise würdigen; er möchte aber auf einen heute vielleicht kaum bekannten Aspekt seines Schaffens hinweisen.

 

Doch zunächst ein paar Daten zu seinem Wirken. Franz Lehár jun. kam am 30. April 1870 in Komorn zur Welt, auch sein Vater gleichen Namens war bereits Militärkapellmeister. Er studierte Violine am Konservatorium in Prag  und übernahm 1888 eine Stelle als Primgeiger im neueröffneten Theater in Barmen-Elberfeld (heute Wuppertal).

 

Nachdem er kurze Zeit in der Militärkapelle seines Vaters im K. u. K. Infanterie-Regiment Nr. 50 gewirkt hatte, wurde er mit 20 Jahren jüngster Militärkapellmeister der Armee bei den "25ern" in Losonsz in der heutigen Slowakei. 1894 bis 1896 war er Marinekapellmeister in Pola (heute Pula, Kroatien), dirigierte danach die "87er" in Triest und Pola und übernahm 1898 die Kapelle seines mittlerweile verstorbenen Vaters, die des bosnisch-herzegowinischen Infanterie-Regiments Nr. 3. 1899 wechselte er zu den 26er in Wien, bis er 1902 dem Militärdienst den Rücken kehrte und nur mehr von seinen Kompositionen lebte.

 

1910 kaufte er eine Villa in Bad Ischl am Traunkai, besaß aber auch ein Haus in Wien. Franz Lehár jun. starb am 24. Oktober 1948 in Bad Ischl. Das Foto oben zeigt ihn mit seiner Kapelle in "Pertl's Grand Etablissement" in Wiener Prater um die Jahrhundertwende.

 

Die letzten Sätze mögen jeden, der sich mit den Militärkapellmeistern der Donaumonarchie befasst hat, überrascht haben. Auch sehr erfolgreiche Militärdirigenten konnten als Komponisten kaum ihr Auskommen finden, auch dann nicht, wenn sie zusätzlich eine (erfolgreiche) Privatkapelle geleitet haben. Dies gilt etwa für Alfons Czibulka, dem Sieger der Militärmusik-Konkurrenz in Brüssel und Komponisten der berühmten Stephanie-Gavotte , ebenso wie für den "Marschkönig" Josef Franz Wagner, von dem hunderttausende (!) Exemplare seiner Märsche verkauft wurden, was nur seinen Verleger reich gemacht hat. Er selbst starb - den erhaltenen Briefen zufolge - in bitterer Armut.

 

Franz Lehár hat mit seinen Operetten, vor allem mit der am 30. Dezember 1905 uraufgeführten Lustigen Witwe einen großartigen Erfolg gehabt. Er konnte aber auch davon profitieren, da damals  - im Gegensatz zu Märschen oder Tanzkompositionen - die Aufführung von Bühnenwerken jedesmal honoriert werden musste. Die Lustige Witwe - über die es sogar eine zeitgenössische Parodie, die Lästige Witwe, im Budapester Orpheum in Wien gegeben hat - war jahrzehntelang die weltweit am öftesten gespielte Operette, bis sie letztendlich von der Fledermaus von Johann Strauß Sohn überflügelt wurde.

 

Aus den erhaltenen Steuerlisten für die Jahre 1910 und 1911 wissen wir, dass Léhar allein in diesen beiden Jahren 193.187 Kronen bzw. 198.931 Kronen verdient hat - was heute für jedes Jahr deutlich mehr als 1,150.000 Euro bedeuten würde, wenn man den mehrmals pro Jahr im Auftrag der Finanz-Wochenzeitschrift Der Börsenkurier  von der Statistik Austria veröffentlichten Umrechnungskurs zugrunde legt.

 

Interessenten sei das Buch von Roman Sandgruber, Traumzeit für Millionäre. Die 929 reichten Wienerinnen und Wiener im Jahr 1910 (Graz: Styria 2013) ans Herz gelegt.