Joseph Matys kam am 30. Juli 1851 in Groß-Petrowitz (Velké Petrovice) bei Nechanitz (Nechanice) im Kreis Königgrätz in Böhmen auf die Welt. Er erhielt bereits in jungen Jahren Musikunterricht (Violine, Gesang, später Klavier). Er erlernte das Instrumentenbauhandwerk und legte die Gesellenprüfung ab. Nach seiner Assentierung am 15. Mai 1871 rückte er zum 18. Infanterie-Regiment ein.
Matys studierte nach Beendigung des Militärdienstes an der Prager Orgelschule bei den Professoren Skuhersky und Blazek Harmonielehre und Orgelspiel. Dann kam er als Feldwebel zu den „55ern“ nach Lemberg (damals Galizien, heute Lwiw in der Ukraine), wo er unter Kapellmeister Johann Hopf (1826-1887) diente. Nach kurzer Tätigkeit als Orchestermitglied im Polnischen Theater in Lemberg nahm Matys die Kapellmeisterstelle in der kaiserlich-russischen Armee beim 17. Artillerie-Regiment an.
1882 verließ er die russische Armee und wurde am 17. Dezember dieses Jahres zum Militärkapellmeister beim K. u. K. Infanterie-Regiment Nr. 94 in Theresienstadt (Böhmen, heute Terezín in der Tschechischen Republik) ernannt. Die offizielle Aufstellung des Regiments erfolgte erst mit Jahresbeginn 1883; es war aber in der österreichischen Armee keine Seltenheit, dass es bereits vorher eine Militärkapelle gab; auch bei den „84ern“ unter Karl Komzák jun. oder bei den Kaiserjäger-Regimentern gab es Musikkapellen vor der offiziellen Regimentsaufstellung.
Am 30. Juni 1900 wurde Joseph Matys eine große Ehre zuteil: Er spielte mit seiner Kapelle der "94er" am Vortag der Hochzeit von Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand mit Gräfin Sophie Chotek während des festlichen Mittagessens ("von 11 h Vorm. bis 2 h Nachm.") auf Schloss Reichstadt in Böhmen (heute Zákupy in der Tschechischen Republik). Das gedruckte Programm mit den Unterschriften der Musiker (Abbildung) ist erhalten geblieben.
Matys ging 1911 in Pension, war in Theresienstadt als Musikpädagoge tätig und lebte später in Reval in Russland und in Tilsit in Ostpreußen. Er starb am 23. Mai 1937 in Theresienstadt.
Neun Marschkompositionen von Joseph Matys sind namentlich bekannt, darunter auch der dem Regimentsinhaber von 1883 bis 1885 gewidmete König Alphons-Marsch und der dem späteren Regimentsinhaber zugeeignete Prinz-Croy-Marsch (Inhaber von 1889 bis 1894). Auch die Regimentskommandanten Oberst Versbach, Oberst Heyss und Oberst Pomiankoswky (Mahnruf an die 94er) wurden mit einem Marsch bedacht.
In modernen Ausgaben gibt es den Marsch Die 92er kommen (Walter Schwanzer Musikverlage) und sein erfolgreichstes Werk, den 94er Regimentsmarsch, der auch als Spanischer Marsch, El Picator oder Reichenberger Marsch bezeichnet wurde. Er ist dem spanischen König Alphons XII. gewidmet, der auch Regimentsinhaber war. Neuausgaben sind in den Verlagen Doblinger, Rundel und Ewoton erschienen.
Die Österreichische Musik- und Theater-Zeitung lobte in ihrer Ausgabe vom April 1893 die Bedeutung von Joseph Matys als Komponist und Kapellmeister und wies darauf hin, dass der 94er Regimentsmarsch nicht nur in ganz Österreich, sondern auch in Deutschland gespielt und immer gern gehört wird.
Der 94er Regimentsmarsch ist auch in den Streaming-Diensten verfügbar, etwa bei Spotify oder YouTube. Beide verlinkten Aufnahmen wurden von der Militärmusik Salzburg unter Hannes Apfolterer eingespielt.
Literatur: Elisabeth Anzenberger-Ramminger, Friedrich Anzenberger und Walter Schwanzer, Märsche der k. u. k. Zeit. Von Achleitner bis Ziehrer, Rohrendorf bei Krems: Walter Schwanzer Musikverlage, 2004, S. 86f.