"Das Schwert Österreichs" von "Marschkönig" Josef Franz Wagner

Josef Franz Wagner (1856-1908) war ab 1878 Militärkapellmeister beim Infanterie-Regiment Nr. 47 in Trient (heute Trento), Wien, Marburg/Drau (Maribor) und Graz. 1891 wechselte er in gleicher Funktion zu den "49ern", die in Krems/Donau, Mostar und Brünn (Brno) stationiert waren. Wagner spielte mit seinen Militärmusiken oft in Unterhaltungslokalen; während seiner Garnisonierung in Krems und Brünn seite die Kapelle (teilweise sogar mehrmals pro Woche!) zum Konzertieren nach Wien. 1899 quittierte Wagner den Militärdienst und gründete eine erfolgreiche Privatkapelle, die zu den besten von Wien gehörte.

 

Unter seinen mehr als 500 Kompositionen befinden sich vor allem Märsche und Wiener Tanzmusik. Bereits seine Zeitgenossen bezeichneten Wagner als "Marschkönig". Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mehr als 300.000 Notenausgaben (!) seiner wichtigsten Märsche verkauft, mit "Unter dem Doppeladler" hatte er weltweiten Erfolg.

Von 1895 bis Herbst 1897 war die Regimentsmusik der "49er" in Mostar stationiert. Militärkapellmeister Josef Franz Wagner dürfte beurlaubt gewesen sein und die Zeit in Wien verbracht haben - darauf weisen mehrere in Wien geschriebene Kompositionen hin. Dazu gehört auch der am 16. Mai 1896 komponierte Marsch Das Schwert Österreichs. Gewidmet hat Wagner dieses Werk "in tieffster Ehrfurcht" dem österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este. Der Erzherzog hat die Widmung auch angenommen und ihm zum Dank einen "prachtvollen Brilliantring" geschenkt, wie mehrere Zeitungen berichteten.

 

Der Titel Das Schwert Österreichs bezieht sich wahrscheinlich auf das alte Reichsschwert, das Teil der österreichischen Reichsinsignien ist. Es symbolisiert die Autorität des Kaisers und der Herrscherfamilie Habsburg und stellt somit wohl einen passenden Titel für eine Widmung an einen Erzherzog dar. In der Donaumonarchie verwendete man die Bezeichnung "Schwert Österreichs" manchmal auch als Synonym für die Armee des Kaiserstaates.

Die erste Aufführung des Marsches Das Schwert Österreichs mit der Musik des Infanterie-Regiments Nr. 49 unter der Leitung des Komponisten fand - nach der Rückkehr des Regiments aus Mostar - am 28. November 1897 in den Glacis-Anlagen in Brünn  statt.

 

In der Neuen freien Presse von 24. Oktober 1897 schaltete der Wiener Musikverleger Carl Haslinger qm. Tobias ein Inserat mit der Ankündigung der Druckausgabe des neuen Marsches, nicht ohne den Hinweis, dass J. F. Wagner der Komponist der Doppeladler-Marsches sei. Auch beim Berliner Musikverlag Schlesinger erschienen 1897 Druckausgaben für Klavier, für Militärmusik und für Streichorchester. Eine Ausgabe für modernes Blasorchester ist - u. a. - in Wien bei der Johann Kliment KG erschienen. Es existieren zahlreiche Tonaufnahmen, z. B. von der Militärmusik Oberösterreich (YouTube, Spotify).

 

Literatur: Friedrich Anzenberger (gemeinsam mit Elisabeth Anzenberger-Ramminger), "Der Marschkönig Josef Franz Wagner", Rohrendorf bei Krems, Walter Schwanzer Musikverlage, 2006.