"Seyffertitz-Marsch" - zum 160. Geburtstag von Rudolf Achleitner

Rudolf Achleitner kam am 1. März 1864 in Salzburg zur Welt. Als Sohn des Salzburger Domchordirektors sollte er einen bürgerlichen Beruf erlernen und besuchte zunächst die Handelsschule. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. bei Joseph Friedrich Hummel in Salzburg. Da er bereits in jungen Jahren ein ausgezeichneter Dirigent war. ist er ab 1884 als Theaterkapellmeister in Essen (Osijek), Leitmeritz (Litoměřice), Landshut (Bayern) und Klagenfurt zu finden.


Am 1. Januar 1895 wurde Achleitner Kapellmeister der 3. Kaiserjägerregiments, das zunächst in Trient (Trento), ab 1898 in Wien, ab 1903 in Bozen und ab 1908 in Rovereto stationiert war. Neben intensiver konzertanter Tätigkeit in seinen Garnisonsorten war Rudolf Achleitner auch in Gries bei Bozen (heute Stadtteil von Bozen) und in Meran aktiv, wo er am 2. Dezember 1909 an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb. Sein Grab im evangelischen Friedhof in Meran existiert noch.

Der Nachruf in der Meraner Zeitung vom 5. Dezember 1909 bezeichnete Achleitner u. a. als Kapellmeister, „der über ein Jahrzehnt der genannten Kapelle als solcher vorstand und während seiner Leitung durch seine reichen musikalischen Kenntnisse und seine hervorragende Begabung die Kapelle zu dem Ruf, eine der besten Militärkapellen zu sein, brachte.“


Neben dem Lied Mein Herz dem Land Tirol sind von Rudolf Achleitner vor allem Märsche bekannt, die er hohen Offizieren zugeeignet hat, darunter den Reinsperg-Marsch für den Regimentskommandanten Oberst Hugo von Rheinsberg und den Roschat-Marsch für den Bataillonskommandanten Major Hermann Roschat.


Neben dem populären heute als Tiroler Adler bezeichnetem Marsch (ursprünglicher Titel: Erzherzog-Ferdinand-Carl-Marsch, gewidmet dem Regimentsinhaber) ist die meistgespielte Komposition von Rudolf Achleitner der Seyffertitz-Marsch. Der Widmungsträger Major Theobald Freiherr von Seyffertitz (1856-1926) war Kommandant des 1. Feldbataillons der 3.  Kaiserjäger-Regiments. Rudolf Achleitners Seyffertitz-Marsch beginnt mit dem 16-taktigen Horn-(Trompeten-)Signal des Fußmarsches aus dem “Exerzierreglement für die K.u.K. Fußtruppen” (siehe unten).

Wann dieser Marsch uraufgeführt wurde, ist heute nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Wahrscheinlich war es während des „Beförderungs-Diners“ am 10. November 1902 in der Offiziersmesse der Rossauer Kaserne in Wien, wo das 3. Tiroler Kaiserjäger-Regiment stationiert war. Wie die Militär-Zeitung (Jg. 57, Nr. 40, S. 317) unter “Kleine Nachrichten” bemerkte, “besorgte” die Regimentsmusik unter Kapellmeister Achleitner die Tafelmusik und Major Freiherr von Seyffertitz dankte im Namen der Neubeförderten. Über das Programm der Regimentskapelle wird allerdings wie in solchen Berichten meist üblich, Nichts berichtet, abgesehen vom - wiederholten - Intonieren der Volkshymne.


Der Seyffertitz-Marsch ist vielfach eingespielt worden, etwa vom Rudolf Urbanec Blasorchester (Spotify) oder von der Gardemusik Wien (YouTube). Notenausgaben für Blasmusik gibt es in mehreren Musikverlagen.


Literatur: Elisabeth Anzenberger-Ramminger, “Die Regimentsmusiken der Tiroler Kaiserjäger-Regimenter bis 1895 bis 1918”, Alta Musica 24 (2002), S. 163-191.